REEPSCHLÄGERHAUS

Teestube Reepschlägerhaus in Wedel

Stadtarchiv Wedel – Höfebuch (Auszüge aus dem Text von Jürgen P. Strohsal, 2012)

In der Region westlich von Hamburg genießt das Wedeler Reepschlägerhaus, erbaut 1758, einen relativ hohen Bekanntheitsgrad. Einerseits wegen der Gastronomie in einem schönen Ambiente und einem liebevoll gestalteten Garten, andererseits ist es gerade den älteren Mitbürgern noch lebhaft in Erinnerung wegen des langwierigen öffentlichen Kampfes, um die Erhaltung des denkmalgeschützten Hauses.

Der erste Eigentümer und Erbauer weist einen sehr erfolgreichen Lebensweg auf, trotz eines außerordentlich schwierigen Starts ins Leben. Hinrich Christoph Kellermann, als den „Kaspar Hauser“ von Altona zu bezeichnen, wäre etwas gewagt, aber dieser Mann verfügte über eine bemerkenswerte Biographie.

Leider konnte er seinen Erfolg und seine Tüchtigkeit den diversen Nachfolger nicht weiter reichen. Allen Nachfolgern auf dem Grundstück fehlte es durchgängig am wirtschaftlichen Erfolg. Für die Nachwelt ist es deshalb geradezu ein Glücksfall, dass die materiellen Voraussetzungen der Nachbesitzer es ihnen unmöglich machten, das Gebäude zu modernisieren und es dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen. Dadurch ist es uns im „Originalzustand“ erhalten geblieben.

Der letzte Eigentümer Louis Warncke verkaufte sein Eigentum am 27.11.1961 an die Stadt Wedel für 40.000 Mark, d.h. das Grundstück mit sämtlichen Zubehör. Nach seinem Tod 1964 wird das Haus unter Denkmalschutz gestellt.
Wiedereröffnung ist am 10.06.1977. Die Trägerschaft des Hauses übernahm der Reepschlägerverein, der wiederum das Haus mit Wohnung und Teestube verpachtete.

Reepschläger

Im norddeutschen Sprachgebrauch ist „dat Reep“ ein Seil (englisch: rope). Es wurde aus Hanf gedreht, zunächst „ein dünner Strang“ und mehrere davon „geschlagen“, führten zu der gewünschten Stärke des Seils. Eingesetzt wurde das Produkt in der Landwirtschaft, vor allem jedoch in der Segelschifffahrt. Man sagte, dass man für einen mittelgroßen Küstensegler (etwa 60/70m Schiffslänge), rund 6.000 laufende Meter Seile der verschiedenen Stärken benötigte.

Die Produktion des Reeps war reine Handarbeit. Das Hanf wurde an einem Schlitten befestigt und vom Reepschläger gedreht/geschlagen, bis es die gewünschte Stärke und Länge hatte. Bei seiner Arbeit ging der Reepschläger rückwärts, „um voran zu kommen“. Die Produktionsstätte nannte man „Reeperbahn“. Beim Wedeler Reepschlägerhaus war diese ursprünglich 220m lang, davon waren 50m überdacht, um alle gewünschten und benötigten Seillängen zu fertigen. Durch das Hamburger Vergnügungsviertel ist der Name Reeper[schläger]bahn weltbekannt. Dort jedenfalls, arbeiteten verschiedene Reepschläger (Seiler).